Hildesheim/Drispenstedt. Nach bangen Monaten mit der Frage, was geht im Sommer und was wird erneut geschoben, kommt für das seit zwei Jahren leblos an der Pinnwand hängende M´era Luna- Ticket erst im späten Frühjahr Entwarnung. Das Liebhaberfestival der Gothic-Culture findet statt. Ohne Einschränkungen, flexibel, quietschbunt, düster und melancholisch. Wir nehmen teil.

Die Feste genießen, die fallen

Nicht erst seit der grassierenden Pandemie gilt: Im Angesichts des stets präsenten Jenseits das Leben mit Freuden im Freundeskreis feiern, darauf freuen sich die knapp 25.000 Menschen, die am ersten Augustwochenende den Betonboden des Hildesheimer Flughafens bevölkern. Trotz perfektem Festivalwetter bleiben 650 Tickets übrig an Ta Eins. Normal ist das nicht. Ein möglicher Grund – das zeitgleiche Stattfinden von W:O:A und M´era Luna.
Festival-Hopping ist machbar, hyperventiliert unsere Redaktion. Im Verhältnis 3:2, muss. So kommt es, dass wir uns am Warm-Up M´era-Freitag noch die Beine auf den schleswig-holsteinischen Kuhweiden müde trampeln, während auf dem Drispenstedter Airport bereits das große Wiedersehen beginnt.

 

Nach der Ankunft

Gemeinsam mit vier Freunden sind Natalie und Jannis am taufrischen Freitag in Karlsruhe gestartet. So stehen sie nach etwa 450 Autokilometern bereits ab 8 Uhr früh mit Pavillon, Zelt, Grill und Gepäck in den Pfützen am Flughafen an. Im Gegensatz zu vielen Campingflächen in Wacken und Umgebung ist das Parken des Autos und Anhänger neben dem Zelt im Hildesheimer Ortsteil nicht erlaubt. Es regnet weiter.
Nach der nächtlichen Anreise müssen unsere süddeutschen Mates Bändchen abholen, bis Montag früh einen Platz zum Überleben finden und ihre Unterkunft aufbauen. Anschließend stehen Vorschlafen, Anschnuppern des Mittelaltermarktes, sowie die erste von zwei Disconächten auf der Checkliste ihres Festivalplans. Wer mag, geht zu den Lesungen szenebekannter Autoren wie Markus Heitz oder Lydia Benecke. Zu spät kommt die Erkenntnis: die kalten Nächte in der norddeutschen Tiefebene erfordern mehr als einen leichten Sommerschlafsack. Kuscheln hilft zwar gegen Frost, nicht aber gegen nachbarlichen Gelage-Lärm. Überhaupt fordert das Flughafen-Camping unsere Gothic-Fans dieses Mal ungeahnt heraus.

Am Samstag treffen wir ausgepowert nach drei Tagen W:O:A auf unsere ebenso müden Freunde aus Süddeutschland. Ab heute startet das düstere niedersächsische Event durch und der Freundeskreis feiert seine geliebte Livemusik. Eine Neuerung, die viele begrüßen: Die Hangar-Shows sind umgezogen ins Open Air, auf die Club-Stage mit dem luftigen Zelthimmel. Fun Fact: Während die Camps musikalisch krachen, fiedeln laute Bands ungewohnt zartbesaitet.

Wiedererkannt

Für Fotografen ist die Plaza am Eingangsbereich ideal. Hier kommt jeder Ticketinhaber irgendwann einmal vorbei, auf dem Weg zu den Stages, zur Gothic-Modenschau im Hangar, zu den Merchandise-Ständen, zum Mittelalter-Markt vor dem Einlass, zum Fotopoint mit dem Sensemann am Teich, auf dem Weg zum Tower, wo Exklusives feilgeboten wird und so weiter. Die überschaubare Plaza ist zudem ein idealer Treffpunkt. Hier findet ein stetes Sehen- und Gesehen-Werden statt. Zwischen Gothics, Einhorn-Mitführern, Motto-Shirt-Trägern, auffällig gestylten Fans, Performance-Künstlern in aufwändigen Outfits, Bewunderern, Witzbolden, kurz, der kompletten, vielschichtig-verrückten, toleranten, individuellen M´era Familie.
Zwischen den Bühnen pendeln man beim M´era Luna gechillt. Zwar ist der Weg zur Club-Stage in diesem Jahr um Schritte länger, denn die auf der Wiese Rastenden, plus der Flugplatz-Hangar, müssen umrundet werden. Zudem verlocken die Nahrungsanbieter mit duftenden Gerichten vom deftigen Knobi-Baguette bis hin zu asiatischem Fleisch und Co. Die Sonne meint es gut mit den bleichen Gesichtern der Schwarzen Szene, so preisen sich diejenigen glücklich, die einen Schattenplatz unter der Zeltplane ergattern.

 Von ASP bis VNV Nation

Sich für gesetzte Acts zu entscheiden, fällt regelmäßigen M´era Luna Gängern leicht. Eine/n der beständig im Wechsel auftretenden Künstler oder Bands auszulassen stellt kein Problem dar, es sei denn, diese bieten ein apartes Set an. Beim Schreiben des -nicht gendergerechten- Textes fällt auf, Frauenbands als Headliner fehlen unter den 40 auftretenden Gruppierungen gänzlich. Für die düsterbunten Geschmäcker der Besucher*innen bietet sich ein reichliches Buffet: Mit reizvoller Romantik, klassischer Tragik, krachenden Techno-Rhythmen, tanzbarem Synthie-Pop und rockigem Mittelalter-Folk. Hier folgen unsere 16 aus 40.

ASP treten mit The Little Big Man auf – oder umgekehrt. Altes Material auf neu getrimmt, gecovert oder original, auf Deutsch oder Englisch, schaurig schön, heiß begehrt und umstritten. Die Fans feiern Alexander Spreng und seine ominösen The Little Big Man, welche die größten Erfolge von ASP spielen. Gestern Wacken, heute das M´era Luna, für Spreng kein Verbiegen, denn Goth-Hildesheim wäre ihr Zuhause. Hits wie „Ich bin der wahre Satan“ über „Weltunter“ bis hin zu „Ich will brennen“ rocken und sind begehrt, die neuen Interpretationen gefallen allerdings nicht jedem.

Blutengel standen vor fünf Jahren das letzte Mal auf der Hildesheimer Airport-Bühne. Wie gewohnt inszeniert Mastermind Chris Pohl seinen Dark-Pop rund um Liebe, Tod und Romantik mit sexuellen Anspielungen und glühenden Feuerfontänen. Von „Wer ist dein Meister“ bis zu „Reich mir die Hand“ verschmelzen Wave, Goth, Schlager und Pop zu einem genußvollen Cocktail. Die Tänzerinnen zeigen sich lasziv ausdrucksvoll, die Performance kitzelt die Triebe. Die Sonne heizt die Stimmung rund um das bis zum Teich gefüllte Gelände zusätzlich an.

Combichrist springen für die leider verhinderten Crüxshadows ein. Hüpfen ist angesagt bei der US-norwegischen Band, deren aggressiver Techno die Tanzextremitäten fordert. Als Andy LaPlegua vor quietschbunter Kulisse „Come on maggots its a party – It’s time for death-disco-punk and rock’n’roll“ gröhlt, eskaliert das Infield, wie bereits 2019.

Covenant verschwinden wie üblich im Bühnennebel, diesmal auf der Club-Stage. Bereits seit 36 Jahren stehen Keyboards im Vordergrund der dienstältesten M´era Luna-Band. Heute stehen nur zwei von drei Mischern an den elektronischen Tasten, denn Multitalent Daniel Myer springt ersatzweise bei Nitzer Ebb ein. Sänger Eskil Simonsson zieht alle Register des gut gelaunten Anheizers, um auch Klassiker wie „Dead Stars“ ansprechend zu präsentieren. Der skandinavisch ambitionierte Future-Pop kommt gut an bei den zahlreichen Fans, die vor die Club-Stage pilgern, einzig die kurze Setlist wird kritisiert.

Eisbrecher mischen als Sonntags-Headliner die Karten für das kommende Jahr. Denn nach dem Festival ist vor dem Festival und der Vorverkauf startet direkt im Anschluss an den gefeierten Auftritt der NDH-Band. Mit Titeln wie „Verrückt“ zum Mitgröhlen, mit Kunstschnee für die „Eiszeit“, mit Gecovertem von Megaherz („Miststück“) und Falco. Dazu „FAKK“- ein groovender Titel, welcher in Reim und Musik die Hip-Hop-Szene sarkastisch und in Sprechgesang auf die Schippe nimmt. Wesselsky wirft Plüsch-Eisbären ins Publikum und presst all seine stimmliche Power in das expressive Falco-Cover „Out of the Dark“, für Eisbrecher ein wichtiger Song, quasi eine Herzensangelegenheit.

Faderhead lässt die Tanzbühne verlässlich vibrieren. Sami Mark Yahya, erfolgreich in elektronischen Industrial-Vibes, ködert als DJ sowohl House- als auch Industrial-Liebhaber. Zu „No Gods, No Flags, No Bullshit“ wundert sich das Publikum vor der Club-Stage, denn plötzlich steht Eisbrecher Frontmann Alex Wesselsky mit auf dieser Stage. Danke an Yahya für den wutvollen Song über Luftschloss-Freunde und religiöse Monotonie. Eine der musikalischen Überraschungen des Tages. Passiert, wenn man sich nicht auf ein fixes Programm verlässt.

Feuerschwanz stellen mit ihren auf Härte getrimmten Folk- und Mittelaltersongs und der witzig-opulenten Rockshow eine lustvolle Comedy auf die Bühnen des Heiligen Ackers, welche sie in den Unterhaltungsbereich vom M´era Luna puscht. So wie ASP reist die Truppe von Wacken nach Hildesheim. Hier rocken Hauptmann, Prinz, Miezen und Gefolge gekonnt frivol die Main-Stage und heben die Laune der melancholischen Gemeinschaft auf ein eskalierendes Partyniveau.

 

Lacrimas Profundere, ein ostbayrischer Zungenbrecher, ersetzt die ausfallenden Megaherz. Statt rollender NDH schleicht sich nun also Trauer-Rock auf die Lauscher. Dachten wir, doch es kommt anders. Die Band, bekannt für ihren Verschleiß an musikalischen Mitstreitern, profitiert seit 2018 von ihrem vokalen Zuwachs, Sänger Julian Larre. Dessen Stimme erinnert an einen jungen Ville Valo, der sich anschickt, die dunklen Welten für sich zu erobern. Der biegsame Twen mit den Vampirzähnen und den Kontaktlinsenblinden Augen beherrscht nicht nur alle Spielarten der publikumswirksamen Animation, er springt bei „The Letter“ unter die Fans, die diesen direkten Kontakt genießen.

Nachtmahr gehören zu den strittigen Vertretern des Aggrotech. Ja, Produzent Thomas Rainer, unter anderem bekannt durch L´Ame Immortelle und Siechtum, spaltet mit seinen kontrovers diskutierten Shows. Ja, Sänger Rainer, der als Jugendlicher in einer Death Metal-Band spielte, beschreitet als Tanz-Diktator kitzelige Wege. Ja, seine militärisch angehauchten Shows werden heiß diskutiert – vom politischen Faschismus hingegen distanziert sich das Aggro-Tech-Mastermind klar. Und ja, er rockt das volle „Haus“ vor der Club-Stage.

Nitzer Ebb müssen improvisieren. Nach dem langmonatigen, krankheitsbedingten Totalausfall von Sänger Douglas McCarthy hilft Daniel Myer (Covenant) an den Tasten aus, weil Keyboarder Bon Harris shoutet und für das auf ein Trio reduzierte Quartett die Rampensau gibt. Kurz gefasst: Im Notbetrieb formiert sich auf der Haupt-Bühne eine Maschine, die sich spielfreudig auf die Bandeigenen All-In-EBM-Titel stürzt und zumindest den nahen Bühnenbereich zum Abhotten animiert.

Priest waren dito nicht für das M´era Luna vorgesehen. Das schwedische Trio springt ein für The Cassandra Complex. Die maskierten Synthie-Popper mit den glänzenden Leder-Nieten-Masken-Outfits begleiten derzeit die Tour von Combichrist. Als wäre die dunkle Leadstimme von Sänger Mercury nicht abgründig tief genug, steht ihm bei einigen Songs das Trap-Metal-Girl Mimi Barks zur Seite. Blaue Haare, maskenlos, aber stimmlich leider keine Inspiration. Schade.

 

Schandmaul schütteln einen süffiges Metgebräu aus Mittelalter-Folk und Mainstream zum Mitsingen und Schunkeln aus dem Ärmel. Ihr 11. Studioalbum „Knüppel aus dem Sack“ erscheint 2022 bei Napalm Records, fällt uns bei „Königsgarde“ ein. Folk aufgepeppt zum Schlager, Gebrauchslyrik, ein gefälliges Liedchen, das den Zusammenhalt beschwört und Labelgemäß austauschbar klingt. Zu hören ist dieser, ebenso wie der frech-harte Titeltrack, der sich auf aktuelle Wut bezieht, sowie als dritter Neuling „Das Gerücht“ aka Fake News im sportlichen Rock-Gewand, beim Gig des süddeutschen Sextetts auf der Main-Stage. Wofür die Fans diese Truppe schätzen, wird spätestens beim romantischen Liebeslied „Dein Antlitz“ deutlich, mit den tausendfach leuchtenden Smartphones.

The Lord of the Lost treten als Ensemble auf. Ok, eine abgedunkelte Konzerthalle wäre eine stilvollere Location für den sinfonisch unterstützten Auftritt des Hamburger Dark-Rock-Quintetts gewesen. Es ist nicht ihr erster Gig gemeinsam mit klassischen Orchestermusikern auf einer sonnigen Hauptbühne, doch es zeigt sich wiederholt, dass Sänger Chris Harms mit seiner tiefen, aber nicht facettenreichen Stimme, konträr zu den zart gestrichenen Melodien gemischte Gefühle auslöst. Nicht nur bei direkt ins Herzblut gespritzten Songs wie „The Broken Ones“ wirkt sein raues Organ überbetont fremd und – verloren. Vielleicht sollte er sich für das nächste Mal weibliche Unterstützung suchen?
So schreitet der „Lord“ im Beerdigungsanzug ernst die Bühne auf und ab, während seine Mitstreiter in der klassischen Klangkulisse sitzen. Diese zeigen sich gut gelaunt, wie sämtliche Musiker. Das episches Orchester of the Lost rockt sanft, vom gefühlvollen Beginner „Lighthouse“ bis zum Ende mit dem dramtischen Edgar Allan Poe-Gedicht „Annabel Lee“. Kein Wunder, das sich zur Autogrammstunde im Sonic-Seducer-Zelt die Fans hundertmeterweit über das Gelände stauen.

The Mission schaukeln sich Endzeitmäßig hoch: Wer sich im düstermusikalischen Modus zuhause fühlt, der kommt an ihrem „Wasteland“, „Beyond the pale“ oder „Garden of delight“ nicht vorbei. Rund um die ehemaligen Sisters of Mercy Wayne Hussey und Craig Adams reisen wir zurück zu den begabten Underground-Köchen der 80er Jahre. Kühler als The Cure, emotionaler als Echo and the Bunnyman, aktuell ausgeruht und in Würde gealtert. Wäre die Welt ein Zufall, er könnte nicht schöner gelingen.

The Sisters of Mercy bleiben die Kult-Institution des vom Psycho-Punk inspirierten Goth-Rock. Doch seit 1980 ruht sich Mastermind Andrew Eldritch bereits auf seinen Glanzzeiten von 1980 aus und so steht für die Fans nur die übliche All-Hits-Kost im Angebot. Diese allerdings in diesem Jahr unvernebelt dargeboten; tatsächlich umweht ein sonniges Lächeln Eldritchs Mund. Für das deep-down gestimmte „Temple of Love“ gilt, am Ende genügen zwei Gitarren und eine Glatze, für den ganz großen Wurf.

VNV Nation und die Philharmonie Leipzig ergeben zusammen VNV Nation Classical. Oder wie Ronan Harris vom Future Pop Unternehmen VNV Nation treffend bemerkt: „And now for something completely different“. Der Sänger, die Streicher und Tasten, die geschlossenen Augen, die sich kräuselnde Gänsehaut. Höchst emotional lässt es sich von „Nova“ über „Standing“ bis hin zu „Resolution“ im Flughafen-Konzertsaal in eine andere Welt träumen. Melancholie, intensiv live erlebt, dazu fließen ein bis drei Tränen. Nicht ausschließlich für Ronan, sondern allein für das Dabei sein, das Miterleben dürfen. Es wird vielen Fans über den Winter helfen.

Layla nervt

Zurück zu unseren Karlsruher Zeltern, die uns daheim Nächtigende auf dem Laufenden halten. Für sie enden die After-Live-Parties auf den Campingplätzen erst am frühen Sonntagmorgen. Gefühlt lauter, gefühlt Schlagerreicher mutieren diese Freundeskreis-Treffen. Bei Helene Fischer und Co. oder Layla lautstark zeigen sich die sonst toleranten Gothic-Fans nicht amüsiert.

 

Performance Künstler versus Modetrends

Für diverse Besucher, Performance Artists und Influencer dieser Szene gilt: Bewundern ist erwünscht. Sich in vielfältiger Weise zu outen, Aufmerksamkeit und Interesse erregen, ist normal und gelingt abseits der neuen Trends, die auf der Gothic-Modenschau von namhaften Designern präsentiert werden. Neu gestyltes zieht an, somit ist die Hangar-Halle bis auf den letzten Platz besetzt, als Amatoris Latex Couture, Dracula Clothing, Nox Aurum, Rabenhaupt und Rabenleder, sowie Virginia The Wolf, ihre Ideen für bestangezogene Gothics vorstellen. Romantik, Lack, Leder, Ketten, Haut in Models, die Labelübergreifend Geschneidertes präsentieren. Tragbar, gewagt, individuell, für schwarz pochende Herzen gestaltet.

Komm, wie du dich fühlst

Mit schwarzen Klamotten bist du immer passend angezogen für das M´era Luna, oder nicht? Gelingt, sagen wir und fühlen uns zwischen Fanshirt-Trägern, Comic-con-Liebhabern, schrillen Cyber Goths, bleichen Endzeit-Zombies, leinengeschnürten Mittelalter-Kutten und vor allem, unter denjenigen wohl, die sich nicht scheuen, das Außergewöhnliche zu suchen und ihre Individualität zu leben.

Was in Berichterstattungen häufig kein Thema ist: Die Beschäftigung mit der dunklen Seite des Lebens inklusive Tod und Trauer steht für diese Szene in einem unaufgeregten Fokus. Wofür es sich aber vorm Sterben lohnt zu leben, zeigen Kult-Festivals wie dieses deutlich. Event-Touristen staunen bei schmissigen Rock-Rhythmen eventuell über ihre urig gekleideten Mitmenschen. Mögen sie lernen.

Ein Highlight, dass wir Fotografen euch nicht vorenthalten wollen, ist dieser Blick vom Tower auf das trubelige Geschehen, wie es auch im kommenden Jahr stattfinden möge.

Wir resümieren

Der trotz eines enormen Ausmaßes an Absagen und Verschiebungen ruhige Festivalsommer endet mit den August-Events. Das M´era Luna findet statt, das benachbarte, Artverwandte Autumn Moon Festival in Hameln ist bereits der Pandemie zum Opfer gefallen. Gecancelt seit 2020.

Der Herbst steht vor der Tür und wird der Live-Kultur, die schon seit über zwei Jahren darbt, weitere schwere Monate bescheren. Die Corona-Ungewissheit und die Krise im Geldbeutel der Fans schlagen sich in den Vorverkäufen der jetzt Indoor startenden Bands nieder. So werden bereits geplante Touren – wie die von Eisbrecher – verschoben auf die Früh-Sommerliche Zeit im nächsten Jahr. Gleichermaßen betroffen sind Menschen und Bereiche wie Logistik, Technik, Bands, Künstler und Händler.

Dazu kommt: Kulturelle Vielfalt ist abhängig von Plattenverträgen mit namhaften Labels, die möglicherweise auf die Song-Gestaltung einwirken. Newcomer erstreiten sich Chancen darauf beispielsweise auf Festivalbühnen. Wobei – nicht wenige Fans wünschen sich mehr musikalische Abwechslung für das M´era Luna. Das wäre möglich, wie Wettbewerbe für neue Bands zeigen.

Trotz aller Krisen hilft uns in Bild und Ton auf diversen Kanälen inklusive der TV-übertragenen Konzerte von Arte und NDR, ein Zusammenschnitt dieses Festivals über den Winter. Die Karten für den nächsten Sommer haben wahre Fans schon reserviert, oder nicht?

Ausblick 2023

Für 2023 wirbt das M´era Luna wie alljährlich mit dem Slogan „Welcome to the Family“. Im Line-Up stehen gute Bekannte, in der Reihenfolge ihres vormaligen Erscheinens: In Extremo (8x vorher), The 69 Eyes (8x, auch 2000), Letzte Instanz (7x), Subway to Sally (7x), Gothminister (6x, auch 2000). Sie geben Project Pitchfork (4x, 2000 erstmalig), Joachim Witt (2x), Solar Fake (2x) und -erstmalig- Blitz Union aus Prag. Reinschauen lohnt, natürlich erweitert sich das Line-Up zukünftig. Die Karten für den Festivalpass ohne Camping kosten 129 Euro.

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