Vom 12. – 14. Oktober lud das Autumn-Moon-Festival wieder zahlreiche Gothic- und Mittelalter-Fans nach Hameln. Bereits zum vierten Mal fand das Event unter dem Herbstmond statt. Über 30 Bands gaben sich auf vier Indoor- und einer kleinen Open-Air-Stage ein Stell-dich-ein. Zur Freude der Veranstalter war es so gut besucht wie nie zuvor. Auch der Halloweenmarkt war weiter ausgebaut worden. So durften sich die neugierigen, hungrigen und durstigen Seelen über ein reicheres Angebot freuen. Neben alt eingesessenen Ständen wie Beerenwein, Süß Kraemerey, Metstand waren auch wieder Stockbrot, Hanftaschen und Fleischspieße erhältlich. Neu war ein kleines Holzkarussell für Kleinkinder oder auch diverse Kleidungsstände. Allesamt liebevoll im Herbst-Halloweenstil dekoriert, hier wurde auf das Detail geachtet.

Eine weitere Erneuerung war die Moon-Stage, direkt neben der Rattenfänger-Halle, diese wurde anstatt des „Papa Hemingway“ genutzt.

Opener des diesjährigen Autumn-Moon waren die Band „Mila Mar“ aus Deutschland. Die alternative Combo spielte in der gut besuchten „Sumpfblume“. Orientalische Klänge fluteten den Raum. Etwas mehr Bewegung auf der Bühne wäre vielleicht nett gewesen, aber auch so konnten sie die Zuschauer begeistern.

Funker Vogt“ waren die ersten, welche an diesem Tag die Rattenfänger-Halle bespielen durften. Hier wurde Sänger Christian Lorenz erstmal auf dem elektrischen Stuhl gegrillt, bevor er mit technischen Problemen zu kämpfen hatte.

Das Mikro war ausgefallen und die Rufe der Zuschauer „Lauter“ schallten durch den Raum. Nach kürzester Zeit war das Problem behoben und „Funker Vogt“ konnten in die Vollen gehen. Die Elektro-Beats ballerten aus den Boxen.

Die dänische Formation „Kellermensch“ waren auch in der Rattenfänger-Halle zugange. Wer hätte das gedacht, die waren weder licht- noch bewegungsscheu.

Sebastian Wolff tobte über die Bühne und legte sich im Eifer des Gefechts auch mal auf selbige, als er das Gleichgewicht verlor. Härtere Gesangspassagen übernahm Christian Sindermann. Etwas irritiert war man vielleicht vom Bassisten, der in Tangoposen mit seinem Instrument über die Stage lief. Musikalisch als progressiver Rock eingestuft, war die Band auf jeden Fall einen Besuch wert.

Solar Fake starteten mit einem Akustikset. Erst nach vier Songs ließ das Duo seine Elektro-Beats aus den Boxen regnen.
Zwei Musiker unterstützen Solar Fake beim Auftritt. Seit Jahren spielt die Band in der oberen Liga der Elektroszene und begeistert sein Publikum mit Eigenkompositionen oder auch Originellen Coverversionen (u.a. Projekt Pitchfork und Desireless).

Wer bei „The Red Painting“ in der „Sumpfblume“ war, bekam eine zwar düster gehaltene, aber dafür sehr sehenswerte Show präsentiert. Die Australier kamen in Kostümen und in Begleitung zweier Personen mit Globus auf dem Kopf auf die Bühne.

Diese zwei schwarz bemalten Gestalten wurden im Laufe des Sets mit fluoreszierender Farbe bemalt. Musikalisch wurde aber auch einiges geboten, und zwar Orchestrale-Experimental-Rock. Kleiner Anspieltipp „You´re Not One Of Them“, für alle, die sich unter dem Genre so gar nichts vorstellen können.

Mit „Fields Of Nephilim“ waren Ur-Gesteine des Gothic-Rock die eigentlichen Headliner in der Rattenfänger-Halle. Rund 5 – 10 Minuten vor Beginn des Auftrittes wurden die Bühne sowie der Saal mit Nebel geflutet. Die Fotografen, die ja eigentlich sehr nah an der Bühne standen, konnten nur wenig mehr als die Zuschauer hinter ihnen ausmachen.
Der Nebel des Grauens hielt an, und so war von der Formation erst in der zweiten Hälfte des Sets was zu sehen. Wenn man die Musiker ausmachen konnte, standen diese wie angewurzelt da. Aber zumindest musikalisch gab es was Gutes auf die Ohren. Dichtes Gedränge in der Halle, denn jeder versuchte, einen Blick zu erhaschen. Es wurde ausgiebig getanzt, und auch sonst war eine sehr gute Stimmung.

Fast zeitgleich mit „Fields Of Nephilim“ waren „System Noire“ auf der Moon-Stage zu sehen. Das Elektro-Duo hatte sich zur Verstärkung einen Musikerkollegen eingeladen und eine, nennen wir es mal Tanzmaus.

Zu den hämmernden Beats der Jungs wurde im vollen Zelt getanzt und gefeiert. Sänger Björn war am Samstagnacht auf der Aftershowparty noch DJ.

Wer an diesem ersten Tag noch nicht genug Musik hatte, konnte in der „Sumpfblume“ zur Aftershow gehen und dort die Nacht zum Tag machen.

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Samstag stand Tag zwei des Autumn-Moon-Festivals an. Die Sonnte strahlte und bei sommerlichen Temperaturen sah man gut Gelaunte oftmals in schwarze Szenekleidung herausgeputzte Menschen, soweit das Auge reichte. Für unser Team startete der Tag in der „Sumpfblume“.

Licht an. Licht aus“ stand bei der Schattenmann-Formation um Fronter Frank Herzig auf dem Plan. Wie der Track so schön sagte war hier ein Wechsel von Licht und Lowlight angesagt. Immer, wenn es dunkel wurde, konnte man das fluoreszierende Make-Up der Band bewundern. Stillstand ist ein Fremdwort für Herzig und seine Mannen. So wurde mächtig Show gemacht.
Ob mit erhobenen Mittelfinger bei „Böser Mann“ oder durch das Konfettigewehr bei „9 mm“ war immer was geboten, mitmachen war Programm. Wie immer lieferten „Schattenmann“ gekonnt ab.

Schnee in der Rattenfänger-Halle gab es beim Auftritt von Eisfabrik.
Wie schon bei ihrem ersten Gig beim 2016er Autumn-Moon kam wieder die Schneemaschine zum Einsatz. Auch dieses Mal wurde der Elektro-Schlager, wie ihn manche bezeichneten, sehr gut angenommen und vor allem gefeiert. Die Zuschauer hatten sichtlich Spaß bei den englischen
wie auch deutschsprachigen Liedern.

Bei „Dool“ bekam man deutlich härtere Klänge auf die Ohren. Mit einer Mischung aus progressive Metal und Gothic-Rock wusste die Truppe um Frontfrau Ryanne van Dorst zu begeistern.
Das recht maskuline Erscheinungsbild von selbiger Röhre passte gut zum Gesamtbild. Die meisten Besucher des Gigs waren, wie auch die Band, in ständiger Bewegung, und Headbangen war hier und da nicht nur auf der Stage auszumachen.

 

Mit „Coppelius“ wurde Theater-in-Konzert präsentiert. Die Show war ein einziger Hingucker. Musikalisch waren die Herren aber auch sehr gefragt. Immer mehr Zuschauer strömten in die Location. Allein schon wegen des Schauspiels ist diese Band einen Besuch wert, und obendrauf bekam man ja auch musikalisch einiges geboten. Was vielleicht nicht jeder erwartet hatte, zu einem Track von Iron Maiden wurden einige Anwesende aus den Zuschauerreihen auf die Bühne gebeten und zum kollektiven Headbangen aufgefordert, was auf und vor der Stage stattfand.

Diary Of Dreams“ war eine der gefragtesten Bands des Autumn-Moon. Natürlich war Full House angesagt. Etwas Nebel gab es hier auch, jedoch wurde gütiger Weise auf den Nebel des Grauens („Fields Of Nephilim“) vom Vortag verzichtet.
Elektro-Future-Pop-Klänge fluteten stattdessen den Raum. Die tanzbaren Beats wurden auch sehr gut angenommen und Bewegung machte sich in der Halle breit. Auch hier durften sich die Fans auf deutsche und englischsprachige Texte freuen.

 

Maerzfeld“ spielten in der „Sumpfblume“, die etwas spärlich besucht war. Der Sound war gut, trotzdem verließen einige Besucher den Saal. Wir vermuten, dass die Konkurrenz „Covernant“ einfach zu viele Besucher interessierten. Gutes Licht und die typische Show sprachen eigentlich für „Mearzfeld“.

Was für den einen das Highlight, war für den anderen bizarr und abschreckend. Die Rede ist von „Grausame Töchter“, die mit ihrer Elektro-EBM-Punk Musik und einer S/M Show aufwarteten. Es gab neben den hämmernden Elektro-Beats (Playback) eine sehr umfangreiche und schweißtreibende Performance. Auf der Bühne waren die Mädels eher spärlich bekleidet, und die Sklavin war den Großteil der Show ganz nackt. Nippelpiercing, Peitschenhiebe und das Urinieren in einen Kürbis war für ein paar der Zuschauer zu viel des Guten. Andere wiederum waren mehr als nur begeistert. Für viele ist das Thema S/M immer noch ein Tabu, und so erreichten „Grausame Töchter“ genau das, worauf sie abzielten. Es wurde viel über den Auftritt gesprochen.

Fazit: Wieder einmal war das Autumn-Moon ein Erfolg. Mit Liebe zum Detail herausgeputzt strahlte das Festival unter dem Herbstmond bereits zum vierten Mal in Folge. Wir können es nur wärmstens weiterempfehlen.

Tolle Bands, Top Locations und ein Team, das sich jedes Jahr aufs Neue mächtig ins Zeug legt, um euch ein unvergessliches Herbstwochenende zu präsentieren.

Wir von Musicghouls sagen Danke, dass wir dabei sein durften, und freuen uns auf viele weitere Jahre, die da kommen mögen. Auch einen Dank an die Fotografen-Kollegen, die wie eine Familie zusammenstehen und dieses Event für uns und Euch in Bildern festgehalten haben.

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