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Unzucht und Support – Rocken die Pumpe in Kiel – Konzertbericht

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Ein kleines bisschen Unzucht und der hohe Norden rastet aus

Am 22.12., also kurz vor Weihnachten, durfte die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt Kiel die deutschsprachigen Darkrocker von Unzucht erstmalig für einen Headliner-Auftritt begrüßen. Als Austragungsort des zirkulierenden Wahnsinns, oder einfacher gesagt der Widerstand Tour zur aktuellen Live DVD, wurde der Rote Salon im Kulturzentrum Die Pumpe gewählt. Mit als Support dabei war die italienisch-schweizerisch-deutsche Combo von Hell Boulevard, die ihren melodisch-rockigen, teils auch melancholischen Sound in die Gehörgänge der Besucher schrauben sollte.

Aber nun mal von Anfang an. Kurz vor Einlass hatte sich in den Kellergängen vor dem Eingang zum Roten Salon bereits eine beachtliche Schlange gebildet. Die Räumlichkeit selber war- neben rot – recht dunkel und gemütlich und von übersichtlicher Größe. Alle Mitarbeiter in der Pumpe von Einlass bis Theke waren sehr freundlich und aufgrund einer ausreichenden Personalstärke gingen auch die Getränke durchgängig zügig über die Ladentheke. Dies trug wohl auch dazu bei, dass sich das Publikum wohlfühlte und sehr locker und entgegenkommend war. Vielleicht war es auch die Vorfreude auf die Feiertage. Und auch Unzucht-Sänger der Schulz bedankte sich nach dem Konzert mehrfach bei der Location und ihren Mitarbeitern. Soweit alles top.

Um 20 Uhr war ging es endlich los und Hell Boulevard eröffneten das Abendprogramm mit dem schnellen Opener „Love Is Dead“ von ihrem Debutalbum Inferno. Sänger vDiva, Gitarrist Von Marengo, Drummer A.Ve und der von Eyes Shut Tight ausgeliehene Bassist Raul Sanchez boten eine unterhaltsame Show mit einem Set, dass sowohl schnelle Nummern wie den neuen Song „Zero Fucks Given“ als auch Balladen wie „All I’ve Lost“ enthielt. Gemeinsam ist allen Songs jedoch eine Melodielinie mit Wiedererkennungswert sowie der tiefe, eindringliche Gesang von vDiva, der spätestens in der Mitte ihres Sets mit dem HIM-Cover zu „Right Here In My Arms“ die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf die Bühne zog. Danach ging es mit der Stimmung steil bergauf und zu „Bad Boys Like Me“ und „Freak Parade“ war das Publikum in Mitmachlaune und klatschte, applaudierte und feuerte die Musiker an. Warm Up-Auftrag bestens erfüllt! Das Publikum war gut drauf und aufgewärmt sowieso, denn die Temperatur in der Pumpe fing langsam an, der in einem Maschinenraum Konkurrenz zu machen.

Dies sollte sich auch nicht ändern, als die Unzucht gegen 21 Uhr die Bühne enterte. Schon beim ersten Song „Widerstand“, dem Namensgeber für diese Tour, kochte die Stimmung über und Daniel Schulz feuert das Publikum anschließend weiter an. „Lasst uns den Jahresabriss beginnen!“. In schnellem Tempo ging es auch direkt weiter mit „Ein Wort fliegt wie ein Stein“. Zu „Der letzte Tanz“ gab es bereits laute Mitsingchöre, die der Schulz mit „Ihr seid gut!“ würdigte. Dies spornte die Menge nur weiter an, gemeinsam zu singen und zum Abschluss in laute „Hey“-Rufe zu verfallen. Zum melodischen „Unendlich“ vom Venus Luzifer-Album war es für das Publikum dann auch endlich so weit, mit der Armgymnastik in Form von rhythmischen Schwenkern einzusetzen. Die Stimmung war verdammt gut. Alle wirkten glücklich. Weiter ging es mit einem Triple „ruhigerer“ Songs, die von Daniel Schulz „Herzblut-Songs“ genannt wurden. Gestartet wurde mit „Kind von Traurigkeit“ aus der Rosenkreuzer-Ära von 2013, um danach eine besondere Überraschung zu präsentieren. Es folgte der Song „Hinter Glas“ aus dem letzten Album Neuntöter, der vor dieser Tour noch nie live gespielt wurde. Den Abschluss machte „Schweigen“, bei dem der Schulz seine Ausnahmestimme in sämtlichen Tonlagen so richtig präsentieren konnte. Ob das Publikum bei intensivem Mitsingen wieder zu Atem gekommen ist, für das was nun folgte, sollte sich zeigen, denn nun hieß es „Who let the dogs out?“. Losgelassen wurde der Kettenhund, seines Zeichens einer der schnellsten, wenn nicht sogar der schnellste Unzucht-Song überhaupt. Es durfte geheadbangt werden! Jetzt aber zu einem All time-favourite: „Unzucht“, bei dem auch Gitarrist De Clercq wieder textreich ans Mikro durfte und Drummer Toby Fuhrmann sowie der Mann am Bass, Alex Blaschke, ordentlich die Sticks schwangen und in die Saiten greifen konnten. Die Menge brüllte „Unzucht“ und der Schulz wagte einen Surfausflug über die Köpfe der Besucher. Aufgrund der gut gefüllten Räumlichkeit standen die Fans jedoch bereits sehr dicht vor der Bühne, so dass er gut aufgefangen wurde. Auch wenn der Ausflug aufgrund der sehr niedrigen Deckenhöhe sehr schnell wieder vorbei war, endet er ohne Verletzte und es ging auch schon weiter mit der emotionalen Nummer „Nur die Ewigkeit“. Alle Arme schwenkten durch die Luft und es wurde lautstark gesungen „Und wir dachten wir haben Zeit…“. Gute Überleitung für „Deine Zeit läuft ab“, mit dem das reguläre Set dann auch endete.

Nach kurzer Zeit der Anfeuerungsrufe, erschien die Band wieder auf der Bühne und gabt mit dem namengebenden Titelsong „Neuntöter“ des letzten Albums noch mal so richtig Gas. Während Daniel De Clercq den Song gesanglich beganna, hatte Daniel Schulz ausreichend Zeit, sich unter‘s Volk zu mischen und sich das Geschehen auf der Bühne einmal aus der Perspektive der Fans anzusehen. Eine schöne Aktion, die wieder mal die Fan-Nähe der Band zeigte. Als nächste Zugaben gab es zur Freude der Fans die tanzbare und provokative Nummer „Kleine geile Nonne“ und „Engel der Vernichtung“, beide vom ersten Album Todsünde 8. Band und Publikum feierten noch einmal mit den letzten Reserven, bevor der schöne Auftritt mit der berührenden, ebenfalls noch nie live gespielten Nummer „Schlaf“ endete. Doch bevor die Unzucht die Bühne verließ, gab es noch großartige News zu verkünden: Im Frühjahr 2018 wird es eine kleine und spezielle Todsünde Total-Tour geben, bei der, neben anderen Songs, das gesamte Erstlingswerk Todsünde 8 präsentiert werden wird. Zu diesem Album hat es bislang niemals eine eigene Tour gegeben. Wir freuen uns darauf! Bei einem Getränk und etwas Small Talk mit der Unzucht und Hell Boulevard endete dann auch dieser wundervolle Abend. Aber es besteht kein Grund zur Traurigkeit, denn nach der Tour ist schließlich vor der Tour.

Tourtermine Todsünde Total 2018:
31.03.2018 Leipzig, Werk 2
06.04.2018 Ingolstadt, Eventhalle Westpark
07.04.2018 Mannheim, MS Connexion Complex
20.04.2018 Oberhausen, Kulttempel
21.04.2018 Hameln, Sumpfblume
27.04.2018 Erfurt, From Hell
29.04.2018 Bremen Tower

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