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Harpyie – Blutbann – Review

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2022: Die Pandemie beherrscht noch immer das Land und eine kleine Band namens Harpyie aus Nordrhein – Westfalen stellt sich musikalisch gegen die Verzweiflung und den Musikentzug der Nation.
Wie schon mit ihrem Freakshow Album, das 2015 erschien, bewegen sie sich mit ihrem neuesten Werk „Blutbann“, welches am 28.01.2022 erscheint, wieder auf düsteren Pfaden: Schaurige Geschichten von Vampiren, kopflosen Reitern oder eine Erzählung von Edgar Allan Poe dienten als Vorlagen, um euch auf musikalische Weise eine Gänsehaut zu geben.

Euch erwarten 12 Tracks, die von soften Klängen bis zu brachialen Growls alles liefern, was das Herz begehrt. Wenn ihr euch eine der Boxen sichert, könnt ihr mit Hammer und Pflock zu Hause dann als Buffy oder Van Helsing euer Unwesen treiben.

Für alle, die es verpasst haben: Harpyie haben erst vor knapp einem halben Jahr mit „Minnewar“ ein Coveralbum released, welches bei unserer Redaktion richtig eingeschlagen hat. Wer die Review dazu verpasst hat kann diese, HIER!, nochmal nachlesen.

Opener „Blutadler“ ist melodisch, hat eine gewisse Härte, die thematisch passt, wenngleich Aello wie gewohnt sein typisches „Goldkehlchen“ nicht gezügelt bekommt und mit weicher Stimme im Refrain trällert. Sehr freut man sich dann über die Screams und Growls, die es als Sahnehäubchen oben drauf gibt. Auffallend ist, dass der Track, wenn man das dazugehörige Video ansieht, doch sehr soft wirkt.

Mit etwas medivaler Synth-Pop-Metal-Lesung geht es in „Angst im Wald“ weiter. Keine Panik – natürlich wird auch hier gesungen. Der Ohrwurm versteckt sich im Refrain und frisst sich in den Gehörgang, so dass man schon bei nächsten Durchlauf mitsingt.
Gefühlvoll erklingt „Liebe auf den ersten Biss“ und im Video dazu wird der arme Fotografen-Kollege Joel von einer Kleinen mit recht spitzen Zähnen gejagt.

Der erste Song auf dem Album, der sich eindeutig nach Harpyie anhört ist „Die Geister die ich rief“. Netter medivaler Anteil, etwas mehr in Richtung Metal und auch hier ist der Refrain wieder mal der Ohrwurm. Man hat auch das Gefühl, die Jungs züngeln zärtlich etwas mit dem Metalcore.
Auch bei „Dunkelschwarz“ ballern uns die Schlagzeugsalven um die Ohren. Sehr schön zu hören, dass Harpyie sich den härteren Gefilden nicht nur annähern, sondern dort wohl auch mit Spaß und Freude austoben. Ok, der Gesang ist und bleibt oft melodisch weich, aber das ist und bleibt eben Aello und das hat Wiedererkennungswert und passt fast immer perfekt zu den Tracks.

Wie die Motte ins Licht zieht einen „Nachtfalter“ an. Das Lied, das Aello im Duett mit ASP eingesungen hat, wirkt verspielt und ist mit einer düsteren, leicht poppigen Note versehen. ASP behält aber immer die Oberhand, da seine Stimmgewalt einfach sehr dominant im Vergleich mit Aellos Stimme ausfällt.

Für eine Edgar Allan Poe Adaption fällt „Das Verräterische Herz“ etwas schwach aus. Der Song pendelt zwischen Metalcore, Pop, Metal, und Medival hin und her. Ok, das könnte das psychische Chaos der Geschichte widerspiegeln, aber was man vermisst, ist die düstere Seite des Ganzen.

Hart aber Harpyie erklingt „Fang mich ein“. Im Grunde könnten es aber auch ein Mix mit den Ärzten sein, denn eine gewisse Punk-Attitüde schwingt schon mit. Dann hat man aber auch wieder viel Electro Pop – also einigen wir uns einfach darauf: Das Lied kann man sich schon mehrmals geben und findet immer wieder was Neues und damit ist das gut.

Der kurze, mehrstimmige Lückenfüller „Wir Sind Die Nacht“ hätte vielleicht am besten an den Anfang des Reißzahn-lastigen Albums gehört, aber kann auch als Überleitung zu „Vampir“ herhalten. Der Track ist so ein Medival-Pop-Metal Mix, der jetzt nicht unbedingt das Highlight des Longplayers darstellt, aber auch nicht wirklich schlecht ist, denn der Refrain ist auch wieder so ein nerviger Ohrwurm, den man nicht wirklich los bekommt.

Der Versuch des harten Gesangs zu treibenden harten Beats, der leider nicht klappt, zieht „Okkult“ etwas ins Lächerliche. Hier fehlt das Dunkle, besungen werden zwar die okkulten Praktiken der z.B. Necromanzie, aber statt eines Gefühls der Geheimhaltung, verborgenen oder verbotenen Handlungen bekommt man poppigen Bibi Blocksberg Zauber geliefert. Gegen Ende zieht der Track etwas an, aber für uns ist „Okkult“ der schwächste Vertreter auf dem Silberling. Dennoch muss man Harpyie eingestehen, der Song ist an für sich nicht schlecht.

Den Abschluss liefert eine sehr gefühlvolle Ballade „Ich Glaub dir nicht“.

Fazit: Mit „Blutbann“ liefern Harpyie ein gelungenes Album ab, Ohrwürmer garantiert. Es ist wieder eine deutliche Weiterentwicklung auszumachen. Viel härter, zugleich aber auch verspielt und ihren Wurzeln treu hat es der Fünfer auf die nächste Ebene geschafft. Lyrisch lässt sich Aello wie immer aus düsteren Geschichten inspirieren und schafft es mit seinen Jungs gekonnt diese musikalisch umzusetzen. Während die meisten Lieder bei uns zum Abfeiern führten, konnte uns Vampir und Okkult nicht so wirklich überzeugen. Wir empfehlen das Album guten Gewissens weiter, da es wirklich tolle Tracks liefert und nicht nur was für Hardcore Harpyie Fans ist.

Punkte: 9 von 10

Tracklist
01.Blutadler
02.Angst im Wald
03.Liebe auf den ersten Blick
04.Die Geister die ich rief
05.Dunkelschwarz
06.Nachtfalter
07.Das Verräterische Herz
08.Fang mich ein
09.Wir Sind Die Nacht
10.Vampir
11.Okkult
12.Ich Glaub dir nicht

Harpyie
Blutbann
Lable:Metalville
VÖ:28.01.2022
Genre:Medival/Pop/Metal/Metalcore

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