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Wucan – Heretic Tongues – Review

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Es ist immer schön zu sehen, dass eine junge Band Pfade längst vergangener Jahre beschreitet. In diesem Fall handelt es sich um Wucan und sie wandern in der Psychodelic-Spirale der End-60er und den Anfängen der wilden 70er Jahre. Die Formation schafft es, dabei eine Verschmelzung abzuliefern, die weit über Retro hinausgeht.

Mit ihrem neuen Album „Heretic Tongues“, welches heute am 20. Mai via Sonic Attack Records -SPV/The Orchard veröffentlicht wird, nehmen euch die Musiker auf eine Reise zurück in die Vergangenheit mit.

Wenn man den sieben Track starken Silberling das erste Mal rotieren lässt, denkt man, das muss eine amerikanische Band sein. Weit davon entfernt, die Musiker stammen aus Dresden und wollen mit ihrem Longplayer weniger den amerikanischen Kollegen Respekt zollen, sondern eher ein Tribut an die eigene DDR-Hardrock-Psychodelicrock-Geschichte liefern. Die wenigsten im Westen aufgewachsenen kennen wahrscheinlich nicht wirklich Bands wie Babylon, Berluc oder Blitzz, aber an genau diese wird hier angelehnt. Vielleicht sollte man nach diesem Album dann mal in die der Vorbilder reinhören.

Mit dem Opener „Kill The King“ geht es zumindest nach unserem Gehör schon mal stark in Richtung Jethro Tull, was nicht zuletzt den Flötentönen geschuldet wird. Die treibenden Beats fluten den Raum, satte Basslines und die ganze Art des Aufbaues des Soundgerüstes schreit Hippie, man möchte die Schlaghosen aus dem Schrank wühlen, um stylegerecht diesen Track abzufeiern. Frontfrau Francis Tobolsky schleudert uns Vocals entgegen, die an einen Stil-Mix aus Stevie Nicks und Dio erinnern. Das nennen wir einen gekonnten Auftakt.
Mit „Don’t Break The Oath“ gibt es einen Psychodelic-Rock-Angriff auf eure Lauscher. Die provokanteren, oder sagen wir mal, fordernd wirkenden Vocals liefern einen ganz zarten Hauch Punk. Gitarrengeschrubbe, satte Basslines und die dazu passenden Schlagzeugsalven machen auch diesen Song zum Hinhörer.

„Fette Deutsche”, spätestens hier merkt man, dass es sich um deutsche Musiker handelt. Der Sound schreit Dio meets Jethro Tull, gesanglich ist es eher Nina Hagen. Leider versteht man den Text hier nicht so ganz, da die Stimme dem Instrumental unterliegt. Zum Ende gibt es schiefe Töne und eine verhunzte Nationalhymne.

Mit „Far Beyond“ erklingt ein Track, der nicht nur groovt, sondern dann auch einen gewissen Discoschlag abbekommen hat. Der Rhythmus geht ins Blut und klebt im Ohr. Man sieht ja schon fast John Travolta auf der Tanzfläche abgehen und die Bee Gees grinsend vorm inneren Auge.
Ähnlich, aber nicht dasselbe liefert „Far Beyond (Till We Meet Again)“, vielleicht sollte man es als Erweiterung des Vorgängertracks sehen. Es groovt, der rockt aber auf einer anderen Ebene. Mehr Disco, mehr Psychodelic-Vibes, und alleine schon die Laufzeit von 4:20 lässt einen schmunzeln.

Ein weiteres deutschsprachiges Lied schallt mit „Zwischen Liebe Und Zorn“ aus der Anlage. Auch hier viel Hippie, Jethro Tull und doch so stark Nina Hagen. Also irgendwie Kabarett, schrill, überzogen, und doch rockt es gewaltig.

Der längste Track des Longplayers, „Physical Boundaries“ schmeißt euch mit über 12 min dann aus dem Album. Er beginnt mit schweren Rhythmen, schleppenden Beats, Flötenklängen, und nach rund 3 min mischt sich der softe Gesang dazu. Nach gut einem Drittel Laufzeit zieht der Track deutlich an und nimmt Fahrt auf. Schlagzeugsalven, treibende Gitarren und Bassklänge fluten den Raum. Gesanglich wird es auch rotziger, fordernder und es geht wieder in Richtung Discovibes. Der Song liefert Tempi- und Stilwechsel en masse.

Fazit: Egal, was die Truppe eingeworfen hat, auf welchen Trip auch immer die waren, das Album zündet. Es macht Spaß, den Mix aus vertrauten alten Klängen im neuen frischen Stil zu vernehmen. Für alle, die gern mal eine Scheibe aus den End-70ern rauskramen, greift doch hier einfach zu. Woodstock lässt grüßen! Hier kann man nichts falsch machen.

9 PointsPunkte 9 von 10

Tracklist
01.Kill The King
02.Don’t Break The Oath
03.Fette Deutsche
04.Far Beyond
05.Far Beyond (Till We Meet Again)
06.Zwischen Liebe Und Zorn
07.Psychical Boundries

Wucan
Heretic Tongues
Label: Sonic Attack Records -SPV/The Orchard
VÖ: 20.05.2022
Genre: Psychodelic/Rock/Metal

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