Letzten Monat erschien das zweite Album „Annihilate The I“ der Hamburger Death-Metal-Band Syndemic und was gehört sich zur Feier des Tages? Genau, eine Release Show. Am 02.09. war es soweit, die Metal-Battle Germany Gewinner vom letzten Jahr, die sich auch International behaupten konnten, luden zum Nacken trainieren ins Hamburger Logo ein. Für moralische Unterstützung brachten sie Bier und zwei weitere Bands mit: Interra und Benthic, ebenso aus der Region.

Erstaunlich viele Leute standen von Anfang an im sonst gerne mal spärlich besiedelten Logo, so dass bereits einige sich den Klängen von Elektronikelementen, rhythmischen Gitarrenriffs und den Growls von Fred, seines Zeichens Frontmann bei Interra, kurzum dem Song „Your Salvation“ hingeben durften. Leider stand das sonst fünfköpfige Team nur zu viert auf der Bühne, der Leadgitarrist hatte laut Aussage der Band am Vortag einen Unfall, doch hätte man es nicht erwähnt, wäre es vermutlich nicht wirklich aufgefallen. Trotz einer fehlenden Gitarre schafften sie es einen vollen Klang zu erzeugen. Hut ab für solch eine Leistung! Mit Breakdowns, Gitarrensoli, melodischen Refrains boten sie Abwechslung und Fred zeigte ein ums andere Mal, dass er seine vielfältigen Stimmeinsätze gut in den gespielten Tracks unterbringen konnte. Ein gutes hatte eine Person weniger auf der Bühne vielleicht doch, so hatte Bassist Zippi nämlich mehr Platz für seine unzähligen Haarwirbel. Man merkte, dass das Publikum anfing sich aufzuwärmen zu den Klängen des Modern Melodic Deathmetals.

Setlist: Your Salvation // Distance // Weaker Self // (Bisher Unbenannt) // Humanity’s Parasuicide // All For None // Maze Of Deception

So ganz an den Erfolg von Interra konnte Benthic leider nicht anknöpfen. Trotz netten Riffs und durchaus gut aufgebauten Songs, ließen sich nicht sonderlich viele Leute zum mitgehen überzeugen. Mitunter könnte es daran gelegen haben, dass Sänger Siegmar zwar eine schöne kräftige, rauchige, kratzige Stimmenfarbe hatte, wenn sie nicht von den Gitarren übertönt wurde, aber leider den ein oder anderen Ton nicht unbedingt traf. So gab es einige anständige Passagen und einige, wo dies etwas störte. Dementsprechend ein durchwachsener Auftritt, der noch etwas Verbesserungspotenzial hat. Trotzdem gab es einige, die zu den Beats an vorderster Front tanzten.

Doch nun zu den Stars des Abends, welche nicht lange auf sich warten ließen. Unter lautem Applaus betraten die fünf Jungs von Syndemic die Bühne und das erste was direkt beim ersten Titel des neuen Albums „Amaurosis“ auffiel, waren die beeindruckend kräftigen Growls von Sänger Daniel Boretzky. Wer nun denkt, dass man Syndemic einfach in die Death Metal Schublade stecken kann und den Rest des Konzertes einfach nur stumpfes Gitarrengeschrammel zum Besten gegeben wurde, könnte falscher nicht liegen. Gekonnt arbeitete das Quintett mit Disharmonien in ruhigen Passagen nur um kurze Zeit später wieder ein Gewitter aus Schlagzeug, Gitarren und donnernde Stimme von sich zu geben. Jeder Titel hatte seine eigene Art das Publikum in den Bann zu ziehen. Ob nun der Wechsel von Dämonisch klingenden Screams zu den tiefen Growls, wodurch man glatt denken könnte Daniel hätte zwei Persönlichkeiten die miteinander rangen, wie bei „Silent Wrath“ und „Resonance Complex“ oder den diversen Tempiwechseln bei „Exileseeker“, die Lieder waren stimmig. Immer waren melodische Elemente zu finden, die sich vor allem eigneten um das Instrument des „Hey“ schreienden Zuschauers einzubinden. Zwischen den Liedern schaffte der Frontmann es wieder ein wenig Auflockerung zu betreiben, dringend benötigte Pausen um die unermüdlich beanspruchte Nackenmuskulatur etwas verschnaufen lassen zu können. „Meine Aufgabe ist es ja eigentlich zu reden, aber ich schreie lieber herum.“, so seine Aussage und das ist bei solch einer Stimmengewalt, die wohlgemerkt 15 Songs ohne große Unterbrechung problemlos hielt, durchaus verständlich.

Auch optisch bekam man einiges zu den rhythmischen Gehämmer geboten, neben dem obligatorischen headbangen auf und vor der Bühne, wurde man Zeuge einiger kreisenden Mähnen, allen voran Daniel und Bassist Maximilian Pannenberg, die sich bei dem schnelleren „Leaves“ mit der ersten Reihe glatt einen Wettbewerb ablieferten.

Für etwas Abwechslung gab es, zusätzlich zum kompletten neuen Album, einige weitere ältere Songs zu hören, wobei hier „Shelter In Disease“ besonders gut ankam und gerne mal in den vorderen Reihen mitgegrölt wurde. Somit wurde vor „Thought Labyrinth“ in einer bemerkenswerten Lautstärke nach einer Zugabe verlangt und nach einer gefühlt viel zu kurzen Zeit leitete „Progeny Of Sorrow“ den Ende des überragenden Auftritts ein. Ein gelungener, lohnenswerter Abend für alle Fans der Szene.

Setlist: Intro // Amaurosis // Into Oblivion // Silent Wrath // Exileseeker // Beneath The Weeping Skies // Resonance Complex // Ruins // Whispers Of Retribution // Leaves // Shelter In Disease // Carnal Sedation // Perish In Times // Mist Of Singularity // Thought Labyrinth // Progeny Of Sorrow